Problemverhalten: Ich bin überfordert...
Das geliebte Tier verstehen
"Ich fühle mich gerade nicht so gut. Ich bin traurig, gefrustet oder besorgt und weiß im Moment nicht, wie ich damit umgehen soll..."
Unsere Tiere können uns das leider nicht so einfach sagen. Sie spielen verrückt und zeigen für uns sehr unangenehmes, vielleicht sogar gefährliches Verhalten.
- Das Noriker-Pferd, das nach dem Hufschmied tritt.
- Der Australian Shepherd, der beim Spaziergang fremde Menschen anbellt.
- Die Hauskatze, die plötzlich neben das Katzenklo macht.
- Die Therapieziege, die ein kleines Kind umrempelt.
Diese Liste könnte man noch sehr lange fortsetzen und bei jedem Leser und jeder Leserin entsteht wohl ein anderes Bild von Tieren in Ausnahmesituationen.
Die Botschaft ist aber ein und dieselbe!
Die Ursache für Problemverhalten
Auch wenn sich die Ursache für sogenanntes Problemverhalten nicht immer so leicht finden lässt, wissen wir zumindest, dass es dem Tier meist auch nicht gut geht, wenn es problematisches Verhalten zeigt.
Wenn wir es schaffen, unseren Ärger und Frust in Empathie zu verwandeln und verstehen, dass das Tier wenig andere Möglichkeiten hat, um unerfüllte Bedürfnisse zu kommunizieren, dann ist schon viel gewonnen.
Empathischer Umgang mit Tieren
Wenn wir unsere innere Haltung ändern, kann aus einem Kampf ein Hilfsangebot und eine gemeinsame Suche nach Entspannung, Freude und Zufriedenheit entstehen.
An erster Stelle sollten hier in vielen Fällen natürlich ein Besuch des Tierarztes oder der Tierärztin stehen, um Erkrankungen und Schmerzen als Ursache für das Verhalten abzuklären. Auch die Haltungsbedingungen und der Tagesablauf des Tieres ist immer wieder einen kritischen Gedanken wert: Werden die artspezifischen Grundbedürfnisse erfüllt? Schläft und ruht mein Tier genug? Wie sieht es denn mit den ganz individuellen Vorlieben meines Tieres aus? Oft schleicht sich im dichten und hektischen Alltag ja eine gewisse Routine ein, bei der sonst so geliebte und wichtige Auszeiten und Aktivitäten immer häufiger zu kurz kommen.
Und dann kann man selbstverständlich auch mit durchdachten Trainingsmaßnahmen viel erreichen:
- Wir üben mit unserem Pferd, damit es besser balanciert beim Huftermin auf 3 Beinen stehen kann.
- Unser bellender Hütehund lernt, dass Blickkontakt mit seinem Frauchen eine ganz tolle Idee ist, wenn sich fremde Menschen nähern.
- Die Hauskatze, der manchmal WC-Hoppalas passieren, blüht beim spielerischen Targettraining richtig auf und kann dabei Alltagsstress abbauen.
- Die Therapieziege darf mit viel Freude und Spaß lernen, dass ruhiges Abwarten im Beisein von wuseligen Menschenkindern sich wirklich lohnt.
Natürlich sind das nur Beispiele und viele Fälle sind kniffliger zu lösen - das gebe ich gerne zu!
Doch damit dies alles geschehen kann, damit quasi die Rettungskette in Gang gesetzt wird, müssen wir erst einmal den für uns oft sehr unangenehmen Hilferuf eines Tieres als solchen erkennen.
Aus: "Hör auf mit dem Sch****" wird so ganz schnell ein "Ui, wie kann ich dir helfen?" und das macht für alle Beteiligten einen riesengroßen Unterschied.